Vom Juskila zum Skilager für Schulen

Das Skilager ist für die Schulen in der Schweiz ein Highlight, eine einzigartige pädagogische und sportliche Erfahrung. Eine Institution in der Geschichte des Skisports in der Schweiz. Sébastien Cala, Historiker an der Universität Lausanne, stellt diesen wichtigen Moment in unserer Schulzeit vor.

Die Skilager entstanden während des Zweiten Weltkriegs, als sich die Abfahrt in den 1930er-Jahren mit der Inbetriebnahme der ersten Skilifte und der Eröffnung der ersten Skischulen in den Wintersportorten der Schweiz entwickelte.

Durch die Organisation der Skilager erhalten Jugendliche aus der ganzen Schweiz die Chance, erste Erfahrungen mit dem Skifahren, mit den Alpen zu sammeln, die Möglichkeit, mit den grundlegenden Elementen der kollektiven Schweizer Vorstellungswelt in Berührung zu kommen.

Die Initiative für die Organisation von Skilagern für Schulkinder ging von der politischen Führung und Tourismusförderern aus. In erster Linie ging es dem Bundesrat – und dem damaligen Oberbefehlshaber der Schweizer Armee, General Guisan – darum, die Voraussetzungen für eine verbesserte Ausbildung der Jugend zu schaffen, indem man ihr die Möglichkeit gab, sich in einem einzigartigen Rahmen zu treffen und neue Freundschaften zu schliessen. Auf eine sehr symbolische Weise wird die Jugend früh auf die Bedeutung der «geistigen Landesverteidigung» aufmerksam gemacht. Dieser politische Wille wird durch eine Initiative der Tourismusbranche verstärkt, die versucht, Ersatz für die ausländischen Besucher zu finden, die aufgrund des Krieges und der eingeschränkten Reisemöglichkeiten nicht mehr kommen. Neben der Möglichkeit, einige Zimmer zu belegen, führte der Umstand, dass es sich um junge Menschen handelte, auch zu Ambitionen für die Zukunft und zu der Vorstellung, dass diese jungen Menschen den Wunsch haben könnten, wieder Wintersport zu treiben.

Ein erstes Lager wurde unter der Schirmherrschaft des Bundes im Winter 1940/1941 in Pontresina im Engadin organisiert. Kinder aus allen Kantonen wurden eingeladen und von Sport-Toto und dem Bund finanziell unterstützt. Auch wenn der Spass am Skifahren nicht im Vordergrund stand und es vor allem darum ging, die Teilnehmenden abzuhärten, so sorgten die Lager trotzdem von Anfang an immer für unvergessliche Momente und bleibende Erinnerungen.

Die Gründung von Jugend+Sport Anfang der 1970er-Jahre förderte offensichtlich die rasche Entmilitarisierung der Organisation des Sportsystems, wovon die Skilager in hohem Masse profitierten. Dank der neuen Leiterinnen und Leiter, aber auch dank der finanziellen Unterstützung durch das Bundesprogramm, ging es mit den Skilagern steil bergauf. Das Skifahren erreichte den Status eines Nationalsports, und in den 1980er-Jahren war festzustellen, dass eine überwältigende Mehrheit der Schweizer Jugendlichen, ob aus St. Moritz oder Basel, während ihrer Schulzeit ein Skilager besucht haben.

Die Erinnerung an die Unentgeltlichkeit des Schulunterrichts durch einen Bundesgerichtsentscheid im Jahr 2017 führte zu Schwierigkeiten bei der Organisation von Lagern, da die Eltern nicht mehr zur Finanzierung herangezogen werden konnten. In Verbindung mit einem gewissen Desinteresse am Skifahren, das sich vor allem in den Metropolen zeigte, wo der Skisport immer mehr Konkurrenz durch neue Sportarten erhielt, gerieten die Grundfeste der Institution «Skilager» ein wenig ins Wanken. Dennoch spielt das Skilager dank der erneuten Unterstützung durch J+S und des Engagements der Behörden auf allen Ebenen weiterhin eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, den Skisport für alle zugänglich zu machen und die Lust am Skifahren zu wecken.

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