J+S und die Hochschulen

Die Ziele der akademischen Ausbildung und von J+S sind zwar unterschiedlich, ergänzen sich jedoch im Bereich des Sports und der körperlichen Aktivität der Jugend. Die Soziologin Christelle Hayoz Dekanin für Primarschulbildung an der PH Freiburg liefert uns ihre Analyse.

Zu Beginn der 1880er-Jahre wurden die Turnlehrer (zu jener Zeit ausschliesslich Männer) vom Schweizerischen Turnverband (gegründet 1832) und vom Schweizerischen Turnlehrerverein (gegründet 1858) ausgebildet. In den 1920er-Jahren unterstützte der Bund die Einführung eines Eidgenössischen Turn- und Sportlehrerdiploms. Das wurde damals in Form eines Weiterbildungskurses erworben, der Lehrpersonen vorbehalten war, die bereits über einen Abschluss verfügten. Diese Weiterbildung wurde zunächst in Basel (ab 1922), dann in Zürich und in den 1940er-Jahren in Lausanne und Genf angeboten.
Diese Situation änderte sich erst als der Bund mit dem Gesetz vom 17. März 1972 die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Studien über den Sport (und die Bewegung) förderte und die erste Akademisierung der Ausbildung im Bereich Bewegung und Sport unterstützte. Seit den 1970er-Jahren ist es möglich, an verschiedenen Hochschulen Sport in Kombination mit einem zweiten Unterrichtsfach zu studieren. Dahinter steckt der Gedanke, wie in anderen Studiengängen auch, hier Lehrpersonen zweigleisig auszubilden. Es versteht sich von selbst, dass bei dieser Ausbildung der praktische Teil eine grosse Rolle spielt und weit über die Hälfte der Ausbildungszeit in Anspruch nimmt. Die Studierenden sammeln während des Studiums durch ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten bei lokalen Sportvereinen die ersten J+S-Anerkennungen. Mancherorts herrscht ein regelrechter Wettbewerb unter den angehenden Sportlehrerinnen- und -lehrern, wer die meisten J+S-Anerkennungen erwirbt. Dies unterstreicht den Erfolg und die Attraktivität von J+S, dem Instrument des Bundes zur Förderung des Breitensports, zeugt aber auch von der Verbindung zwischen der Sport- und der Hochschulsphäre.
In den 1990er-Jahren wurde die Akademisierung mit der Gründung von Instituten in verschiedenen Schweizer Universitäten (1984 in Basel, 1985 in Bern, 1995 in Lausanne und 1998 in Freiburg) beschleunigt. Diese Institute sind oftmals medizinischen Fakultäten angeschlossen, und erlebten eine Vision des Sports, die stark von der Leistung und der Laborforschung geprägt war.

Das ist wichtig, hier eine Verbindung herzustellen zwischen der Hochschulwelt und Jugend und Sport, vor allem für angehende Primarlehrpersonen

In den frühen 2000er-Jahren wurde mit der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung durch europäische Bildungsminister (mit den drei aufeinander aufbauenden Bildungszyklen: Bachelor, Master, Promotion) und ihrer Grundsätze der Prozess im Bildungsbereich abgeschlossen. Mit der zunehmenden Verdichtung des sportwissenschaftlichen Studiums (bei dem der Praxisanteil mittlerweile weniger als ein Drittel des Stundenaufwands ausmacht) entsteht ein neuer Bezug zur Praxis und zum Sport und die Verbindung zur J+S-Ausbildung ist nicht mehr so offensichtlich. Die Zusammenarbeit wird jedoch weitergeführt, wie z. B. bei den «Magglinger Hochschulwochen» (MHW), an denen alle Studierenden aus der ganzen Schweiz während ihres Studiums teilnehmen können, insbesondere um die J+S-Anerkennung «Schulsport» zu erlangen.
Für die Pädagogischen Hochschulen (PH), die mit der Umsetzung des Bundesgesetzes über die Hochschulen von 1995 ins Leben gerufen wurden und an denen die didaktische und pädagogische Ausbildung der künftigen Lehrpersonen für die Primar- und Sekundarstufe stattfindet, sind die Querbeziehungen ebenfalls sehr wichtig. Auch hier ist die J+S-Anerkennung (für «Schulsport») nützlich, wenn nicht gar unverzichtbar, um bei der Organisation von Sportlagern zum Skifahren im Winter oder in den Naturgebieten der Schweiz im Sommer mitzuwirken.