J+S und die Gesundheit der Jugend

«Sport ist gesund» ... dieser Spruch ist zwar so alt wie die Menschheit, motiviert aber immer noch Sportlerinnen und Sportler, nach einer besseren Gesundheit zu streben. Bengt Kayser, Honorarprofessor an der Universität Lausanne, hilft uns, klarer zu sehen.

Noch einmal zum Gesetz vom 17. März 1972: Es ist festzustellen, dass das Gesetz aufgrund der neu aufgestellten Argumente auch einen Wendepunkt in der Geschichte der politischen Unterstützung der Sportwelt darstellt. Bei dem Willen, die sportlichen Leistungen auf internationaler Ebene zu verbessern oder die Entwicklung von Freizeitsportarten zu unterstützen, steht in der Botschaft des Bundesrates zum Verfassungsartikel über die Förderung von Turnen und Sport vom 10. September 1969 die öffentliche Gesundheit im Vordergrund: «Die Förderung von Turnen und Sport ist deshalb vom ausschliesslichen Zweck der Erhaltung der Wehrtüchtigkeit zu lösen und auf beide Geschlechter auszudehnen. […] Einerseits handelt es sich um ein Problem der Volksgesundheit, anderseits der Erziehung.»

Das finde ich interessant, denn 50 Jahre, man betrachte nur die Dauer der politischen Mandate, spiegeln wirklich den kollektiven Willen wider, es so zu machen und auf diese Weise fortzufahren. Das ist wunderbar. Es ist eine Sache, die wirklich von allen getragen wird

Bei der Begründung einer vermehrten Förderung von Turnen und Sport wird die Volksgesundheit im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Veränderungen in der Schweiz der 1970er-Jahre hervorgehoben: «Die heutige Lebensweise zeigt ernstzunehmende Auswirkungen auf die Volksgesundheit. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass zwischen Bewegungsmangel und Gesundheitszustand enge Wechselwirkungen bestehen. Der Anteil der Bevölkerung, die sich dank ihrer beruflichen Arbeit körperliche Betätigung verschafft, nimmt immer mehr ab. So gehörten im Jahr 1900 32,4 Prozent der Wohnbevölkerung der bewegungsintensiveren Land- und Forstwirtschaft an; 1960 waren es nur noch 12,7 Prozent.» Der Gesetzgeber hebt insbesondere die Zunahme von Kraftfahrzeugen als Faktor hervor, der zu einer Abnahme der motorischen Fähigkeiten, aber auch zu Wirbelsäulenschäden oder zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Der Sport kann und sollte tatsächlich eine sehr wichtige Rolle im Bereich der Volksgesundheit spielen, und dies ist der Bevölkerung in den letzten 50 Jahren zunehmend klar geworden. In Umfragen zur Sportausübung in der Schweiz wie auch anderswo in der westlichen Welt werden sehr regelmässig gesundheitliche Gründe als Hauptgrund für mehr oder weniger regelmässige körperliche Aktivitäten genannt.

Doch was bedeutet der Begriff Sport in Bezug auf die Förderung der öffentlichen Gesundheit? Es ist zu unterscheiden zwischen Bewegung im Alltag, regelmässiger Ausübung in einem örtlichen Sportverein oder Austragung von Wettkämpfen auf hohem Niveau. Spitzensportler erwerben im Training eine hohe Körperbeherrschung und setzen sich einem hohen Verletzungsrisiko aus. Die aktuelle Herausforderung für den Sport liegt in der Förderung der täglichen Bewegung, seien es die berühmten 10 000 Schritte pro Tag (Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation) oder die tägliche einstündige körperliche Betätigung. Dieses Anliegen wird im J+S-Programm deutlich, wo verschiedene Bestimmungen zur Sportausübung ab dem Alter von 5 Jahren im Bereich «Kindersport» nun expliziter auf die Gesundheit abzielen.

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